Freitag, 8. Februar 2013

Dir einen neuen Platz zuweisen...

Lieber Andreas,

ich habe gestern mit einer wunderbaren Frau gesprochen, die sich mit Trauerbegleitung auskennt. Ich sagte ihr, dass ich gelesen habe, dass ich Dir einen neuen Platz in meinem Leben zuweisen muss. Das habe ich gelesen. Nur die Umsetzung ist noch nicht so leicht.... ich weiss nicht recht, WIE.

Sie sagte mir, ich solle mir das wie ein Haus vorstellen. Ein Haus mit verschiedenen Zimmern. Anfangs bist Du immer da, wo das pralle Leben abläuft: im Wohnzimmer, in der Küche zum Beispiel. Immer und überall. Allgegenwärtig. Mit bei Tisch, mit beim Kochen, beim Essen... überall. Irgendwann sitzt Du vielleicht gemütlich im Wohnzimmer auf der Couch, auf der Heizung, auf der Fensterbank. Schaust zu. Nimmst vielleicht nur ab und an "an meinem Leben teil".
Noch ein wenig später bekommst Du vielleicht einen neuen Platz in meinem imaginären Haus (...wer hat schon ein Haus mit so vielen Zimmern zur Hand...). Eine schöne Dachstube zum Beispiel. Doch die Türe steht immer offen. Du kannst jederzeit im Haus Dich frei bewegen.... dabei sein an jedem Ort.
Und noch später, schließe ich vielleicht die Türe, weil ich weiss, Du bist dort gut aufgehoben. Und ich komme zu Dir... um Dich zu besuchen. Und Zeit mit Dir zu verbringen. Natürlich bist Du dennoch in vielfältiger Form bei mir, begleitest und beschützt mich. Aber die Trauer ist nicht mehr so allumfassend und mächtig wie zu Anfang.

Ja, so ungefähr beschrieb sie es mir. Andreas, momentan bist Du noch überall.... im Wohnzimmer, in der Küche, auch in meinem Herzen. Es wandelt sich langsam. Und das ist auch gut so. Vielleicht können wir bald einen Umzug in ein eigenes imaginäres Zimmer in Angriff nehmen. Du und ich. Veränderungen stehen an und ich glaube, ich bin bereit dazu.

Doch zuvor gehe ich Dir morgen erstmal besuchen. Auf dem Trimmpfad im Wald. Das erste Mal ohne Dich.

Danke für die gemeinsame Zeit mit Dir!

C.

2 Kommentare:

  1. Jedes Mal, wenn man im Netz auf jemanden trifft, der so ein Schicksal hat wie Du, ist man, bin ich tief betroffen. Ich habe Deine Mail vom Dezember gelesen. Da spricht so viel Liebe aus Dir, meine Güte ... ich denke, das spürt Dein Andreas sehr.

    Ich finde, der Name, den Du Dir und Deinem Blog gegeben hast, beinhaltet auch die Lösung zum Leben für Dich.
    Wir - und in dem Fall vor allem Du - machen eine solch bittere Erfahrung, um auf der Grenze tanzen zu lernen, zu lernen, dass es eine grüne Grenze ist und dass es auf ihr keinen Eisernen Vorhang gibt. So könnt ihr beide euch immer besuchen, wann ihr wollt, denn diese Grenze ist in Wahrheit keine, so wie es sie in Wahrheit gar nicht gibt, für unsere Seelen nicht gibt - für Deinen Körper schon. Aber immer, wenn er Dich besucht, bist Du da, und wenn Du ihn besuchst, ist er da.

    Nur mit den physischen Augen verliert man sich, mit den Augen des Herzens nie.

    In einigen Posts im Januar habe ich mich auch wieder mit dem Sterben beschäftigt. Ich glaube, dass es wirklich so ist, dass wir, wenn wir sterben, von Lieben unseres Erden-Lebens, die vorher gegangen sind, begrüßt werden. Dann wird auch sicher Dein Andreas Dich begrüßen und Dir sagen und zeigen, wie schön es in Nangijala ist.

    Ich bin der festen Überzeugung, dass Menschen, die in ihrem Leben nach dem Leben leben, uns sagen: Trauere nicht, mir geht es gut. Ich gehe auch hier Wege, ich habe auch hier Aufgaben ...
    Für mich ist das sicher so.
    Deshalb entfernen sich die Lebenden dort mit der Zeit von uns, denn auch ihre Aufgaben führen sie auf wichtigen Wegen ...
    Aber meine Erfahrung ist: Immer, wenn man sie auch nach Jahren noch ruft, sind sie da.

    Alles Gute und viel Glück für Deine Tänze und Dein Leben,
    Johannes

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  2. Hallo Johannes,

    herzlichen Dank für Deinen wunderbaren Kommentar. :-)

    Ja, auch ich bin der Überzeugung, dass Menschen die bereits vorgegangen sind, in einer anderen Form irgendwo weiterexistieren.

    Und ja, auch ich spüre seine Nachricht an mich.... dieses "Trauere nicht!" mit allem, was damit verbunden ist... das Weiterleben, das neuen Mut und neue Kraft finden, einen neuen Partner haben und lieben, eben das kraftvolle Im-Hier-und-Jetzt-Sein und das Leben, mein Leben, lieben.

    Nur für den Teil "mir geht es gut", dafür brauche ich wohl noch eine Weile. Ich HOFFE, dass es ihm gut geht, dort wo er jetzt ist und wo er entschieden hat hinzugehen. Doch ich FÜHLE es noch nicht, ich WEISS es nicht.... wobei wissen werde ich es wohl nie können (also wissen im naturwissenschaftlichen Sinne... ich bin da doch ziemlich analytisch und an harten Fakten orientiert unterwegs :-/). Doch an das irgendwann fühlen, daran glaube und arbeite ich.

    Von Herzen viele Grüße & viele glückliche Momente für Dich,
    Grenztänzerin

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